Yogageschichte

Wie Kundalini Kriya Yoga nach München kam

1. Ein Yogi in München

Im Frühjahr 1999 ruft eine Bekannte an. Sie fährt nach Asien und braucht meine homöopathische Hausapotheke. Ganz aufgeregt erzählt sie von ihrem Gast, einem indischen Arzt, der als Wissenschaftler in ein großes Münchner Krankenhaus eingeladen worden war und jetzt bei ihr wohnt. Er hat ihr von Yoga erzählt, vom wahren Yoga. Yoga ist nicht der Hatha-Yoga, mit welchem in Europa so viel Geld verdient wird. Geld mit Yoga machen ist ein Irrweg. Der wahre Yoga wird nicht verkauft. Der wahre Yoga ist Kundalini Kriya Yoga. Dieser Yoga hat mit kommerziellen Interessen nichts zu tun. Er bringt den Menschen in ganz andere Dimensionen der Freiheit. Frei wie ein Vogel kann man dann fliegen. Na, ob sie das wohl alles richtig verstanden hat?

Nein, an Yoga habe ich kein Interesse. Über viele Jahre weg habe ich verschiedene spirituelle Disziplinen über einen Zeitraum ausgeübt. Zen- buddhistische Meditation, Transmission mit Benjamin Creme, Kundalini- Yoga mit Yogi Bhajan, und dann 9 Jahre lang Qi-Gong, das Stille Qi-Gong von Meister Li. Dabei möchte ich bleiben und nichts anderes nebenher praktizieren. Die Engländer sagen: A rolling stone gets no moss- An einem rollenden Stein setzt kein Moos an. Irgendwann möchte ich eine spirituelle Form vertiefen und "Moos ansetzen". Und Meister Li ist für mich der richtige Lehrer.

Meine Bekannte bohrt weiter. "Ich sage ihm, er soll was für uns kochen und Du bringst mir die homöopathische Apotheke." Indisch essen. Das war das Zauberwort. Viele Jahre hatten wir im Sommer Besuch von einem pakistanischen Freund. Und sein erster Satz war immer: Shall I cook for you? Soll ich was für Euch kochen?. Jetzt liegt er in Lahore, krank im Bett, und kann nicht mehr kommen. Wie ich das indische Essen vermisse! Na ja, ich will sowieso nach München fahren. Und wenn der Doktor Spaß daran hat, nach einem Tag im Krankenhaus noch für uns zu kochen, dann will ich gern was gutes Indisches essen.

So kommt es, dass ich am nächsten Tag einem kurzen, runden Herrn mit Halbglatze und aufmerksamen, dunklen Augen gegenüberstehe. "Dakta Professa Arun Kumar Sinha (oh was für ein witziges, indisches Englisch) travelling scientist for ortheopedic surgery from Patna in Bihar in India."

 

2. Ein Yogi sollte athletisch sein, oder?

Professor Doktor Sinha ist ein Mann mit einem schönen, ausdrucksstarken Gesicht und großer Leibesfülle.
Natürlich habe ich als bewusster, spiritueller Mensch keinerlei Vorurteile.
Aber:
Ein Yogi ist doch athletisch, oder? Ein Yogi ist doch wie ein Akrobat. Der sollte doch sportlich, schlank und muskulös sein. Keinesfalls darf er sehr füllig sein. Der Bauch wäre doch bei jeder Yoga-Übung im Weg. So wie den Herrn Professor habe ich mir jedenfalls einen Yogi nicht vorgestellt. Was die Künstlerin Lydia di Bernardo gezeichnet hat, entspricht im Großen und Ganzen meinen inneren Bildern vom Yoga.

Was ist Yoga?

 
   

Zeichnungen Lydia di Bernardo

 

3. Fragen um einen eigenartigen Gast

Der Professor trägt einen eleganten Seidenanzug. Unter seinem Hemd spitzen Perlen hervor und Silberketten mit braunen, rosinenähnlichen Perlen. An beiden Händen funkeln goldene Ringe mit verschiedenfarbigen Steinen. Das ganze Appartement ist angefüllt mit Anzügen aus Seide und Leinen. Der Gast schläft im Wohnzimmer auf dem Sofa, und ich bekomme schon Rückenschmerzen bei der Vorstellung, auf dieser Couch zu schlafen. Warum ist ein Gast des deutschen Staates so behelfsmäßig in einem Privathaushalt untergebracht? Seine Frage reißt mich aus meinen Betrachtungen:„Are you a homöopath? Bist du Homöopathin?“ „Nein.“ Hat ihm meine Bekannte erzählt, dass ich ihr die homöopathische Reise- Apotheke bringen würde? Nein, hat sie nicht. Hat er mit Röntgenaugen durch die fest geschlossene Tasche durchgeschaut? Oder hat meine Bekannte einfach vergessen, dass sie ihm schon erzählt hat, ich würde ihr homöopathische Medikamente bringen? Erst viel später bemerke ich, dass er über viele Zusammenhänge und Ereignisse einfach Bescheid weiß, ohne dass man ihm Informationen gegeben hätte.